The time is now

Vom Twike zum vollelektrischen BMW: Unser Autor nimmt Sie mit auf eine persönliche Reise durch die Entwicklung der Elektromobilität. Warum es jetzt an der Zeit ist, alte Vorurteile hinter sich zu lassen, lesen Sie hier.

  • Text: Rainer Klose
The time is now

Ein vollelektrischer BMW? Unser Autor hat bereits 2009 mühselig mit einem Twike den Gotthard überquert und danach hautnah verfolgt, wie Elektroautos erwachsen wurden. Nun wird es Zeit, alte Vorurteile über die Elektromobilität noch einmal zu überprüfen – und endgültig abzulegen.

Wir dürfen es zugeben: Elektroautos machen uns ein bisschen Angst. Und wenn wir ehrlich sind, geht es nicht etwa um die Angst, dass ein E-Auto bei einem Unfall in Flammen aufgeht. Das passiert zum Glück höchst selten. Es ist auch nicht die Angst um die Umwelt, die allenfalls selbst dieser viel umweltfreundlicheren Alternative nicht völlig ohne Schaden bleiben könnte. Es ist, in Wahrheit, eine ganz alte Angst. Die Angst, die wir aus dem Kinderzimmer kennen. Die Angst davor, dass das Licht ausgeht. In der Nacht. Mitten im Wald.

Benzin- und Dieselfahrende kennen diese Angst nicht. Sie steuern eine hell erleuchtete Tankstelle an, wenn die Reserve-Leuchte blinkt. Und nach fünf Minuten geht die Reise weiter. Kein Mut nötig. Das ist voller Komfort.

Und damit kommen wir zur grossen Frage. BMW wird ab 2026 die vollelektrischen Limousinen der Neuen Klasse anbieten. Einen BMW 3er ohne Tankstutzen. Ohne wärmenden Verbrennungsmotor. An einer hell erleuchteten Tankstelle nicht mehr nachzufüllen. Echt jetzt?

Die abenteuerlichen Pionierzeiten der Elektromobilität habe ich selbst noch erlebt. Das ist nämlich gar nicht so lange her. Im September 2009 lieh ich mir als Autojournalist das neueste Twike und nahm eine Gotthard-Überquerung in Angriff. Die Fahrt wurde nach heutigen Massstäben zum Desaster.

Recht lieblich gestaltete sich noch die Anreise von Zürich bis zum Urnersee. Das Twike, ausgerüstet mit dem damals neuesten Lithium-Ionen-Akku, rollte tapfer mit Tempo 70 über die Landstrassen. Doch sehr spannend wurde die Suche nach 220-Volt-Steckdosen am Strassenrand. Wir fanden sie an der Waschhalle einer Tankstelle bei Zug, neben der Zentrale der NVA-Energie Uri in Altdorf, in einer schummrigen Hotelgarage in Andermatt und an einem Kantonalbank-Geldautomaten in Bellinzona. (Ja, das Twike brauchte auch bergab mehr Strom, als wir erwartet hatten.) Die Fahrt von Zürich bis zur Raststätte Gotthard Süd dauerte inklusive Ladepausen gut 11 Stunden. Eine Tortur.

So ähnlich muss sich Bertha Benz anno 1888 auf ihrer Fahrt von Mannheim nach Pforzheim gefühlt haben. Doch das war schon 2009 bereits 120 Jahre her und der Versuch mit dem Twike machte klar: Elektrofahrzeuge hatten noch einen riesigen Rückstand aufzuholen. Taten sie dann auch. Schon ein Jahr später hatte sich etliches bewegt. In den USA stellte ein junger Milliardär namens Elon Musk den Journalisten seinen Tesla Roadster vor: ein Elektroauto in der Karosserie einer Lotus Elise, mit 200 km/h Höchstgeschwindigkeit und bis zu 500 km Reichweite.

Auch in Japan wurden 2010 die ersten vollwertigen Elektroautos auf den Markt gebracht. Keine handgefertigten Öko-Mobile mehr, sondern Autos mit fünf Sitzen, Airbags und ABS: der Mitsubishi iMiEV und der Nissan Leaf. Parallel dazu hatte der Stromkonzern Tepco gemeinsam mit den Autoherstellern einen Schnelllade-Standard namens CHAdeMO entwickelt. Die japanischen Autos liessen sich also am Strassenrand aufladen.

Jetzt zog Europa nach – mit BMW in der Führungsposition. Die Bayern starteten einen weltweiten Pilotversuch mit 600 elektrischen MINIs, um das Nutzerverhalten bei reinen E-Autos zu erforschen. Die MINIs hatten statt der Rücksitzbank einen dicken Akku eingebaut, schafften gut 200 km Reichweite und beschleunigten in 8,5 Sekunden von 0 auf 100. Zwei Jahre lang wurden die Autos getestet. Das Ergebnis: Die privaten Testfahrerinnen und Testfahrer in Grossstädten von Berlin bis New York kamen mit der Reichweite gut zurecht. Meist wurden die Autos über Nacht zu Hause geladen. Zusätzlich wurden spezielle Ladestationen für die Test-MINIs aufgestellt.

2013 war es dann so weit: Der BMW i3 kam auf den Markt – ein technisches Highlight seiner Zeit, mit hohen, schmalen, energiesparenden Rädern und einer Leichtbau-Karosserie aus Carbonfasern. Das zu der Zeit fortschrittlichste Elektroauto der Welt. Doch die Angst vor dem Moment, in dem das Licht ausgeht – sie blieb. Noch gab es zu wenige Schnellladestationen. Unklar war, ob dort bereits jemand den einzigen Stecker blockierte. Und um von einem zum nächsten Ladepunkt zu kommen, waren die 150 km Reichweite der ersten Serie recht knapp. Dazu kam: Wer mehr als 100 km nachladen wollte, wartete über eine Stunde am Stecker. So war der Wagen nicht die entspannteste Wahl für Überlandfahrten. Die Reichweitenangst sass immer auf dem Rücksitz.

Heute ist das anders. Der abenteuerlustige Twike-Testfahrer aus dem Jahr 2009 besitzt seit 2019 ein Tesla Model 3. 160'000 Kilometer ist dieser Wagen bisher gelaufen – zwischen der Côte d’Azur und Warschau, zwischen Luxemburg und Ljubljana. Auf keinem der Kilometer entstand ein mulmiges Gefühl, denn das Display zeigt zuverlässig die nächste Ladestation, wie viele Stecker frei sind und wie schnell man fahren darf, um dort noch sicher anzukommen. Das kann inzwischen auch jeder moderne BMW, wie zum Beispiel der iX. Wollen wir morgen nach Inverness oder nach Istanbul? Nach Tanger oder nach Tilsit? Ein Fingertipp genügt, und die Kaffeepausen bis zum Zielort stehen auf der Vorschlagsliste im Navigationsdisplay. Heute genügen 20 Minuten, um bis zu 300 km Reichweite in die Batterie zu pumpen – und das Netz der Ladestationen in Europa ist inzwischen dicht gewebt.

Wer es wagt, sich darauf einzulassen, gewinnt. Elektroautos – auch das ist eine Erkenntnis aus sechs Jahren eigenem Besitz – verursachen weit geringere Wartungskosten als alle Benziner und Diesel, die ich zuvor besessen habe. Kein Ölwechsel, kein verstopfter Partikelfilter, keine verschlissenen Zahnriemen, Wasserpumpen oder Auspuffrohre. Nicht einmal Bremsbeläge werden fällig, weil das Auto mit dem Elektromotor bremst. Und die Batterie des Wagens? Sie hält heute genauso lang wie die Karosserie. Wenn im kommenden Jahr der vollelektrische 3er der Neuen Klasse auf den Markt kommt – soll man dann abwinken oder zugreifen? Aus meiner Sicht ist die Sache klar.

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