Schon bald serienmässig? Der BMW iX5 Hydrogen zeigt sich als zukunftsweisender Hoffnungsträger.
Seit über 20 Jahren entwickelt BMW Prototypen mit Wasserstoffantrieb – und keiner davon war bisher serientauglich. Das könnte sich jetzt ändern: mit dem iX5 Hydrogen. Dieses innovative Modell hat das Potenzial, zum schnellen und klimafreundlichen Langstreckenauto der Zukunft zu werden. Doch was macht den iX5 Hydrogen im Vergleich zu seinen Vorgängern so besonders?
Die Historie eines kurzen Hypes
Der BMW Hydrogen 7 ist bis heute zweifellos der Weltstar unter den Wasserstoffautos. Im Juni 2007 kletterten Angelina Jolie und Brad Pitt in Hollywood aus dem Fond der silbernen Limousine, die auf Basis des damaligen BMW 760 Li entstanden war. Auch Placido Domingo, Anna Netrebko, Richard Gere, Sharon Stone und Halle Berry stiegen einst aus dem Hydrogen 7 ins Blitzlichtgewitter. Arnold Schwarzenegger gab dem Wagen bei der LA-Autoshow die Ehre. Der US-Talkmaster und Autosammler Jay Leno fuhr ihn sogar selbst. Doch dann war Schluss. Schon ein Jahr später defilierte ein Autokorso aus 28 BMW Hydrogen 7 noch ein letztes Mal an allen Münchner Sehenswürdigkeiten vorbei – dann verschwand das weltberühmte Auto. Aber warum?
Die Technik von damals
Werfen wir einen Blick unter die Motorhaube: ein Zwölfzylinder-Motor mit 6 Liter Hubraum und 260 PS trieb den Hydrogen 7 an. Von 0 auf 100 nahm sich der Prototyp gemächliche 9,5 Sekunden und saugte den 8 kg fassenden Wasserstofftank in nur 200 Kilometern leer. Im Tiefkühl-Tank des Hydrogen 7 – einer Art hoch isolierten Thermosflasche – befand sich flüssiger Wasserstoff, auf minus 253 Grad Celsius gekühlt. Stellte man ihn für eine Woche in einer Tiefgarage ab, war der Tank leer, der Wasserstoff verdampft. Nun wird langsam klar, warum Brad Pitt und Angelina Jolie mit dem schönen Auto nur kurz über den Hollywood-Boulevard fuhren.
Der neue BMW iX5 Hydrogen
Knapp 15 Jahre nach dem Verschwinden des Hydrogen 7 unternimmt BMW also einen neuen Wasserstoff-Anlauf. Und vieles wird anders. Im Februar 2023 wurde der iX5 Hydrogen der Presse vorgestellt. Wieder gibt es knapp 100 Fahrzeuge des Typs, die inzwischen in mehreren europäischen Ländern, in Japan, Korea, China, den USA und in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterwegs sind. Diesmal sitzen allerdings keine Promis am Steuer: Erstmal müssen die Prototypen beweisen, dass die BMW Ingenieur:innen ein weltweit alltagstaugliches Auto auf die Räder gestellt haben, das bei Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius, Sand und Staub, Bergpassagen und schwankender Luftfeuchtigkeit Höchstleistungen vollbringen kann.
Effiziente Innovation im Fokus
Das Wasserstoffauto 2.0 kann vieles besser als der Hydrogen 7. Der Antrieb leistet statt 260 nun 401 PS. Im Tank befindet sich kein gekühlter, flüssiger Wasserstoff mehr, sondern gasförmiger bei 700 Atmosphären Druck. Dieses Auto kann man locker in der Wüste parken – der Tank bleibt voll. Das Beste aber ist die Energieeffizienz: der iX5 Hydrogen ist dreimal sparsamer als sein Vorgänger. Er braucht trotz seiner höheren Leistung nicht mehr 4 kg Wasserstoff auf 100 km, sondern nur noch 1,2. Mit einer Tankfüllung schafft der iX5 dadurch mehr als 500 Kilometer Reichweite. Und nach fünf bis zehn Minuten ist der Tank wieder voll.
Serienproduktion in Aussicht
Den Zwölfzylinder-Motor haben die BMW Ingenieur:innen nun weggelassen. Stattdessen ist der iX5 Hydrogen ein reines Elektroauto voller BMW eDrive Technologie. Elektromotor, Getriebe und Leistungselektronik sind in einem kompakten Gehäuse zusammengefasst. Die gesamte, verfügbare Antriebsleistung von 295 kW (401 PS) speist sich aus zwei Quellen: Zum einen aus einer speziell für den iX5 Hydrogen entwickelten Antriebsbatterie – sie liefert 170 kW Höchstleistung, die besonders beim Beschleunigen, Überholen und beim Ampelstart für die BMW typische Fahrdynamik sorgt (weniger als 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h). Zum anderen erfolgt der Antrieb aus einer Brennstoffzelle mit 125 kW Dauerleistung, die dem iX5 Hydrogen jene Langstreckeneigenschaften verleiht, die normale Elektroautos so schmerzlich vermissen lassen.
Die Serie in Vorbereitung
Auch ist der iX5 Hydrogen ein echter Bayer, zusammengebaut im Pilotwerk im Münchner FIZ (Forschungs- und Innovationszentrum). Rund 900 Mitarbeiter:innen sind dort in den Bereichen Karosseriebau, Montage, Modelltechnik, Konzeptfahrzeugbau und Additive Manufacturing beschäftigt. Sie arbeiten mit Feuereifer daran, dass der Herstellungsprozess bald serientauglich wird.
Die Tankstellen sind schon da
Noch ist die Entscheidung an der BMW Konzernspitze nicht gefallen, ob die im iX5 Hydrogen erprobte Antriebstechnik in ein Serienfahrzeug eingebaut wird, das in den nächsten Jahren bei BMW Händlern besichtigt und bestellt werden kann. Doch eins steht bereits fest: das Tankstellennetz für Fernreisende mit Brennstoffzellenautos existiert schon heute. Allein in der Schweiz sind zwischen Crissier und Chur, zwischen Pratteln und St. Gallen 17 Wasserstofftankstellen in Betrieb; Europaweit sind es hunderte Zapfsäulen von A wie Aberdeen bis Z wie Zagreb.