Seine Eltern immigrierten in den 80er-Jahren aus Slowenien und starteten ihr Leben in der Schweiz bei Null. Ihrem einzigen Sohn trichterten sie ein, dass er mit Fleiss und Ehrgeiz alles erreichen könne. Das hat Adrian Divjak verinnerlicht und perfektioniert.
Ruhig und besonnen wirkt Adrian Divjak auf den ersten Blick. Er wählt seine Worte mit Bedacht, ist fokussiert und zeigt sich interessiert im Gespräch. Wie er sich selber beschreiben würde? «Ehrgeizig!» kommt es wie aus der Pistole geschossen. Ehrgeizig, das sei er schon als Kind gewesen, «ich bin aber auch sehr selbstkritisch, möchte einfach immer das Beste liefern.»
Mitte der 80er-Jahre, und noch vor der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes, zogen seine Eltern aus Slowenien in die Schweiz. Jahre vor der Spaltung des ehemaligen Jugoslawiens. «Sie hatten damals nichts und begannen bei Null. Beide fanden aber bald einen Job in der Gastronomie. Mit viel Fleiss konnten sie nach jahrelangem Einsatz ihren Traum von einem eigenen Haus ermöglichen. Sie trichterten mir schon von klein auf ein, wie wichtig es ist, seine Arbeit recht zu machen und die Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Das ist hängengeblieben.»
Schon früh steckte Divjak seine Ziele hoch: «Fussballprofi wäre ich gerne geworden», verrät er, und lächelt dabei verschmitzt, «aber da hätte mich mein Ehrgeiz wohl nicht dahin gebracht, wo ich hinwollte. Für eine sportliche Karriere braucht es eben auch Talent. Obwohl ich meines damals als gross einschätzte, hätte es aus heutiger Sicht vermutlich nicht gereicht. Meine Eltern sahen das damals klarer als ich.»
Nein, die Eltern waren nicht begeistert von den hochtrabenden Träumen ihres Juniors. Viel lieber wünschten sie sich einen handfesten Beruf für den Jungen, der sich nicht nur mit dem Ball, sondern auch handwerklich geschickt anstellte. Divjak schraubte damals gerne an seinem Moped herum und spritze es um: «Ferrari-Rot musste es sein». Als es darum ging, einen Beruf zu wählen, meinte sein Lehrer, dass er doch mal als Autolackierer schnuppern gehen solle. Und traf damit buchstäblich ins Schwarze.
Schon nach seinem ersten Schnuppertag wusste Adrian Divjak: Das ist es. Er bewarb sich und erhielt den Job bei einer Carrosserie-Werkstatt. Als 16-jähriger stand er plötzlich zwischen Ferraris, Maseratis und Porsches. Ein Bubentraum. Für ihn vielleicht noch mehr als für andere, konnten sich seine Eltern zu dem Zeitpunkt kein Auto leisten. «Den Job erhielt ich, weil ich ihn unbedingt wollte und dies auch gezeigt habe. Ich bin vielleicht keiner, der viel redet. Aber ich zeige Leistung – viel mehr, als man von mir verlangt.»
Er wirke sehr schweizerisch, sagen ihm viele Kollegen, «nur beim Namen fragen manche erstaunt, woher ich denn komme. Ich bin stolz auf meine slowenischen Wurzeln, auch wenn ich mich mehr als Schweizer fühle, denn hier bin ich geboren und aufgewachsen, in diesem Land werden meine Kinder gross. Und ich bin froh darum. Gerade in der aktuellen Zeit der Unsicherheit.»
Kinder? «Ich habe mit meiner Frau eine Tochter und zwei Söhne. Mit 18 wurde ich zum ersten Mal Papi.» Adrian Divjak sieht jung aus und irgendwie erstaunt es zu hören, dass er bereits dreifacher Familienvater ist. Wie der erste Eindruck täuschen kann! Typ Autotuner hätte gut gepasst, aber nein, Divjaks Freizeit dreht sich seit 15 Jahren voll und ganz um seine Familie. «Anfangs war es ein Schock. Man macht sich schon Gedanken, ich war ja gerade erst fertig mit der Lehre. Aber heute bin ich froh, dass wir das so durchgezogen haben.»
Auch wenn die Eltern sich damals zuerst an den Gedanken gewöhnen mussten, so früh Grosseltern zu werden, halfen sie tatkräftig mit bei der Kinderbetreuung, so dass ihr Sohn auch beruflich weiterkommen konnte. «Ich gebe alles, wenn ich ein Ziel vor Augen habe. Und das habe ich eigentlich immer.»
Nach der Lehre blieb er dem Betrieb zehn Jahre treu, half danach einem Kollegen in einer kleinen Spritzwerkstatt aus – «die Kleinstbetriebe der Autobranche haben es zunehmend schwer, in diesem hart umkämpften Markt zu überleben, das macht mir Sorgen» –, bevor er vor bald drei Jahren in die Carrosserie der Binelli Group kam. «Ich war topmotiviert, aber aufgeregt, innerlich angespannt. Ich fragte mich: Kann ich hier bestehen, schaffe ich das? Werden sie zufrieden sein mit mir?»
Er hatte allerdings kaum Zeit, um weiter über seine Unsicherheiten nachzudenken, denn er wurde ins kalte Wasser geworfen. «Nach zwei Wochen einarbeiten und zwei Wochen Urlaub kam ich zurück und musste sofort funktionieren: Einer hatte gekündigt, ein zweiter fiel wegen eines Unfalls aus. So waren wir nur noch zu zweit, erledigten aber die Arbeit für vier. Wir krampften ohne Unterbruch, legten auch mal eine Nachtschicht ein, denn die Kunden erwarteten ihre Autos pünktlich zurück.»
Divjak erzählt es nicht ohne Stolz in der Stimme: «Es war zwar eine strenge Zeit. Aber für mich war es eine Chance, mich und mein Können sofort zu zeigen. Und auch zu sehen, wie die Kollegen in Drucksituationen agierten. Wenn das Team nicht passt, dann ist auch der coolste Betrieb nicht cool. Wir haben es super, mit vielen Mitarbeitern pflege ich auch privat Kontakt. Manchmal gehen wir etwas zusammen trinken.»
Obwohl, viel freie Zeit bleibt ihm neben Arbeit und Familie nicht. Wenn er mal seinen Kopf durchlüften muss, dann setzt er sich auf seinen Töff: «Das ist mein Ausgleich. Dann fahre ich gerne über die Pässe des Landes. Ich bin ein vorsichtiger Fahrer, aber mag es zügig.» Das verschmitzte Lachen, da ist es wieder.
Gerade in letzter Zeit konnte er etwas Ablenkung gebrauchen. Mitte September musste sich einer seiner Söhne kurz vor seinem 4. Geburtstag einer Augenoperation unterziehen. «Mein Jüngster hat seit der Geburt auf dem linken Auge den Grauen Star. Er sah alles verschwommen. Jetzt wurde ihm eine Kunstlinse eingesetzt. Die Ärztin sagte immer, je früher man dies angeht, desto besser. Aber für mich war es eine Horror-Vorstellung, dass er mit drei Jahren schon am Auge operiert wird. Zum Glück lief alles gut.»
Die Erleichterung ist ihm anzusehen. Adrian Divjak, der fürsorgliche Familienvater, der sich mit ganzer Seele einsetzt. Immer. Was er denn für Träume hege, möchte ich von ihm wissen. Er überlegt kurz. «Privat würde ich gerne irgendwann ein eigenes Häuschen haben. Ich wünsche mir Gesundheit für die Familie. Und dass mein Ältester eine Lehrstelle findet, die ihm Freude macht. Beruflich möchte ich irgendwann Teamleiter sein. Ich dränge mich nicht vor, aber bin bereit, wenn es mal eine Lücke gibt. Von der Erfahrung her, denke ich, wäre ich so weit.»
Der viel besprochene Ehrgeiz, bei Divjak hat er nichts Verbissenes. Er wirkt eher als Motor für seine Leidenschaft. «Ich bin tatsächlich immer motiviert, wenn ich an einem Auto arbeite und verspüre Freude, wenn ich danach das Ergebnis sehe. Das ist das Schöne an meinem Beruf. Und es gibt auch immer wieder überraschende Momente. Ich durfte schon einige verrückte Kundenaufträge erfüllen: Zum Beispiel für den Schweizer Künstler Urs Fischer Skulpturen lackieren. Oder für einen anderen Künstler einen Tannenbaum mit Autolack weiss spritzen. Der stand dann in Affoltern am Albis in einem Kreisel.»
Da ist einer mit Passion dabei. Einer, der grosse Ziele vor Augen hat, aber sich dabei den Blick für die kleinen Dinge im Leben bewahren konnte. Vielleicht tritt dereinst der jüngste Sohn in seine Fussstapfen. Der sei begeistert von Autos und allem, was der Papa tue. «Ich merke, wie ich auch in der Erziehung meiner Mutter ähnlich bin. Auch ich versuche, den Ehrgeiz der Kinder zu wecken, Grosses zu erreichen und Freude daran zu haben.» Und dient dabei wohl selbst als bestes Vorbild.
Jetzt müsse er aber weitermachen, meint Divjak mit einem Blick auf die Uhr. Er unterbreche seine Arbeit an einem Auto normalerweise nicht, bevor sie beendet sei. Erst dann mache er jeweils eine Pause, egal, wie lange es dauert. Heute machte er eine Ausnahme. Zum Glück.
Welches Auto der Binelli Group passt am besten zu deinem Charakter?
«Ich mag es, wenn ein Auto einen starken Motor hat wie der BMW X5 M Sport. Von der Optik her gefällt mir eine schwarze Carrosserie mit schwarzen Felgen am besten. Klassisch halt. Und zeitlos.»