Mitarbeiterportrait

Nina Solenthaler

Im Job ist sie da und hört zu, wenn andere unzufrieden sind: Als Stv. Leiterin Kundendienst von Binelli Group Baar sucht sie nach Lösungen. So, wie sie es in ihrem Leben häufig auch für sich selbst tut. Die 23-Jährige hat einiges erlebt.

  • Text: Anna Maier
  • Foto: Simon Leibundgut
Nina Solenthaler
«Wir haben doch alles! Warum sind viele dennoch so unzufrieden?»
Nina Solenthaler

Sie wirkt wie ein Sonnenschein, der wärmt. Wenn Nina Solenthaler den Raum betritt, dann schaut man hin. Da ist eine Stärke zu sehen, die gleichzeitig etwas Fragiles hat. Wenn sie lacht, lacht das ganze Gesicht mit, aber die Augen wirken auch etwas traurig.

Sie weckt das Interesse, gerade wegen dieser Diskrepanzen, die offensichtlich werden, wenn man sich mit ihr hinsetzt und spricht. Da redet zwar eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens mit einer jugendlich hellen Stimme, aber was sie sagt, ist erstaunlich, weise – und berührend. Aber rollen wir von vorne auf.

«Ich muss mich regelmässig körperlich auspowern. Es hilft mir, Abstand zu gewinnen.»
Nina Solenthaler

«Ich wuchs in Richterswil am Zürichsee auf. Behütet, gut bürgerlich. Ich spielte Tennis und in der 5. Klasse begann ich mit dem Reiten, wie meine Mutter. Das war ein Hobby, das wir teilten. Mein Mami ritt in einem Stall, in dem der Besitzer viele Kutschen hatte. So durfte ich als Kind auch immer mit ans Sechseläuten.» Zum Reiten kam Krafttraining in der Oberstufe. Die Tierliebhaberin, die zwar Einzelkind war, aber mit zwei Katzen und einem Hund aufwuchs - «Mein Hund war für mich wie ein Bruder!» - ist aktiv, möchte sich stets bewegen, körperlich wie geistig.

Schon in der Schulzeit macht sie sich viele Gedanken, über das Leben, über die Welt, über sich. Und entscheidet sich nicht, wie manche vielleicht erwarteten, für eine berufliche Laufbahn in der Tiermedizin. «Ich sagte zwar immer, ich möchte am liebsten etwas mit Tieren tun. Es wäre ein Traum, mit meiner Mutter zusammen einen Bauernhof zu haben mit ganz vielen Tieren. Aber ich merkte, dass es mir wohl zu nahe gehen würde und ich mich zu wenig abgrenzen könnte, da mein Mitgefühl gegenüber Tieren einfach zu gross ist.»

So wendete sie sich anderen Optionen zu: «Ich schnupperte in allen möglichen Berufen, Hochbauzeichnerin, zahnmedizinische Praxisassistentin. Auch die Immobilienbranche, in der meine beiden Eltern tätig waren, interessierte mich. Aber ich entschied mich schlussendlich für das KV in der Autobranche. Leider bestand ich die Abschlussprüfung nicht im ersten Anlauf. Mein Vater starb in dieser Zeit.»

«Der Tod meines Vaters hat mich stärker gemacht.»
Nina Solenthaler

Man kann nur erahnen, was dieser Todesfall für Nina Solenthaler in der vulnerablen Zeit zwischen Jugend und Erwachsenenleben ausgelöst hat: «Er war ähnlich wie ich, ein hilfsbereiter und sehr sensibler Mensch. Sein Tod hat viel bei mir und meinem Denken geändert. Ganz ehrlich? Ich bin heute einfach glücklich, wenn ich arbeiten darf, meine Menschen um mich herumhabe und zufrieden bin.»

Was für ein Satz. Und wie selten man diesen hört, vor allem aus dem Mund einer Frau von Anfang 20. Das Zufriedensein – es scheint, wie wenn die kleine Schwester des Glücklichseins oftmals vergessen geht, nicht gesehen wird, aber eigentlich viel treuer ist und nachhaltiger. Früher hätte sie häufig abends nicht abschalten können: «Es brodelte ständig in mir. Aber heute kann ich mich gut abgrenzen.» Man glaubt es ihr, wie sie so dasitzt und lebhaft erzählt mit diesem Blick voller Schalk und Lebensfreude.

«Nicht alle kennen meinen Hintergrund. Und lassen sich entsprechend vielleicht manchmal von meinem fröhlichen Wesen täuschen. Aber der Tod meines Vaters hat mich stärker gemacht. Und ich frage mich häufig, warum viele Menschen, gerade hier in der Schweiz, so unzufrieden sind. Es belastet mich extrem, wenn ich höre, dies ist nicht gut und das auch nicht. Oder die ständigen Diskussionen über den Lohn. Klar ist es schön, wenn man gut verdient. Aber auch ich wohne seit letztem Dezember allein und kann mir mein Traumauto, einen BMW M135, nicht mehr leisten. Aber dann ist es nun halt so. Es lohnt sich doch überhaupt nicht, sich darüber zu ärgern. Wir haben doch alles! Warum sind dennoch so viele unzufrieden?»

«Ich habe gelernt, mich nicht mehr über jeden «Furz» zu ärgern.»
Nina Solenthaler

Diese Worte ausdrucken und einrahmen, denke ich spontan. Nina Solenthaler, die auf den ersten Blick von aussen unbeschwert wirkt, hat ein Inneres, das ihrem Alter weit voraus ist. Das bemerkt auch die Kundschaft, die sie als Leiterin des Empfangs des Binelli-Group-Standortes Baar begegnet, und die ihr ab und zu einfach eine Dankes-Email schreibt. Aber ihre Denkweise belastet zum Teil auch die Beziehung zu ihrem Umfeld. «Ich musste lernen, dass Menschen, die mich runterziehen, die mir nicht guttun, keine Freunde sind, und dass man sich aus solch toxischen Beziehungen lösen sollte.»

Und sie hat gelernt, sich nicht mehr über jeden «Furz» zu ärgern. Früher sei sie schon jemand gewesen, der sich auch über Kleinigkeiten aufregen konnte. «Heute sage ich mir nur, warum nervst du dich überhaupt darüber? Es ist nicht relevant.» Lieber konzentriert sie sich darauf, dass es ihr gut geht. «Seit ich bei Binelli Group arbeite, achte ich noch viel mehr auf mein Wohlbefinden, darauf, dass ich einen Ausgleich habe. Habe ich einen schwierigen Tag, gehe ich manchmal direkt nach der Arbeit eine halbe Stunde joggen. Dies hilft, um Abstand zu gewinnen.»

«Ich würde manchmal gerne mehr bewegen können.»
Nina Solenthaler

Hilfsbereit sei sie, und eine, die anpackt und Dinge verbessern möchte. «Das ist aber manchmal auch ein Problem. Nicht jeder mag diese Art. Ich würde manchmal gerne mehr bewegen können.» Wenn sie merkt, dass sie zu schnell unterwegs ist und die andern da nicht mithalten möchten, macht sie bewusst einen Schritt zurück. Geht laufen, in die Massage, oder ausreiten. Und macht sich dabei Gedanken, wie sie sich anderswo nützlich machen könnte. «Was ich sehr gerne machen würde, ist – wie eine Kollegin von mir es gemacht hat – für einen Monat nach Afrika zu fahren, um in einem Camp für Kinder denen zu helfen, die gar nichts haben und uns trotzdem so weit voraus sind, weil sie häufig glücklich sind, so, wie wir es mit all unserem Wohlstand nicht fähig sind.»

Und was ist mit ihrer Vision vom Bauernhof? Wird diese irgendwann umgesetzt? Nina Solenthaler lacht, hell und herzlich. «Nein, das ist tatsächlich nur ein Traum. Wir hätten wohl innert Kürze einen eigenen Zoo, weil wir jedes ausgesetzte Tier retten würden. Ich bin auch eine realistische Person und mag Strukturen. Ich bin tatsächlich glücklich, wie es gerade ist.» Die junge Frau mit der reifen Denkweise, der Sonnenschein, der eben auch die Schattenseiten des Lebens kennt.

Nina Solenthaler, 23

Stv. Leiterin Kundendienst Binelli Group Baar

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