Eine Frau, welche «grad use» sagt, was sie denkt, und trotzdem verschwiegen ist, wenn ihr jemand Persönliches anvertraut. Lustig und laut, aber gleichzeitig ernst und mit ruhigen Töne. Klar, wenn man weiss, was Bea Tremp schon erlebt und überlebt hat.
Seit fast 30 Jahren dabei, kennt sie Binelli Group so gut wie kaum jemand sonst. Obwohl der harzige Start nicht darauf hindeutete, dass es eine Lebensstelle werden würde...
Aber von vorne: Es war früh morgens an einem kalten Novembertag 1995, als die junge Bea Tremp aus dem Zürcher Oberland sich aufmachte Richtung Stadt, um sich für eine ausgeschriebene Stelle bei der damaligen Binelli & Ehrsam zu bewerben. «Als Landei wusste ich, es gibt in Zürich eine Badenerstrasse, aber ich wusste nicht, dass die so lange ist. Ich suchte und suchte und fand diese Binelli & Ehrsam einfach nicht. So parkte ich mein Auto, ging zu Fuss und kam eineinhalb Stunden zu spät zum Vorstellungsgespräch.»
Über 100 Bewerberinnen gab es auf die ausgeschriebene Stelle für Empfang und Sekretariat. Mit ihrer Verspätung rechnete sie sich keine Chancen mehr aus. «Ich dachte: Bea, jetzt kannst du es vergessen! Da aber grad Adventszeit war, schrieb ich eine Weihnachtskarte, um nachzufragen, ob die Stelle noch vakant sei und erwähnte auch, dass ich mir diese zu Weihnachten wünschen würde. Und voilà: Kurz vor dem 24. Dezember erhielt ich prompt die Zusage. Vielleicht entschieden sie sich für mich, weil ich so hartnäckig war.»
Dabei hatte sie, die ursprünglich eine Verkaufslehre in einer Parfümerie absolviert hatte, nicht unbedingt einen Job in der Autoindustrie gesucht. «Obwohl meine Eltern sagen, ich hätte nie mit Puppen gespielt, sondern immer nur mit Autos. Und als junge Frau wollte ich unbedingt ein Golf Cabriolet haben. Meines war in «Night Blue Special», ich wollte ja eigentlich ein schwarzes, aber ich konnte nicht warten. Doch, es war mir schon immer sehr wichtig, ein schönes Auto zu haben.»
Und trotzdem waren es nicht die schönen Autos, warum Bea Tremp dem Unternehmen ein Vierteljahrhundert die Treue hielt: «Ich konnte mich sehr stark entwickeln. Ich fing gerade an, als die Firma 75 Jahre feierte. Und man übergab mir die Organisation der Feierlichkeiten. Darauf bin ich heute noch stolz. Wir machten eine grosse Reise auf den Bürgenstock, mit Schifffahrt, Bus, Spielen, Dart- und Pfeilbogenschiessen. Alle waren begeistert. Und bei mir weckte es die Lust nach mehr.»
Eine Marketingabteilung, welche für solche Aktivitäten zuständig war, gab es damals noch nicht. Tremp erledigte gut und gerne einfach alles, was ihr Bürojob hergab – und noch viel mehr: «Ich war für alles mögliche zuständig. Telefon, Empfang, Administration, Mailings verschicken, Magazine gestalten, Showroom dekorieren, Personelles. Und ich war «die gute Seele» für den Chef, nähte für ihn auch mal einen abgefallenen Knopf an seine Jacke. Es war zwar eine Stelle ohne Aufstiegsmöglichkeiten. Aber ich machte trotzdem alles. Und lernte viel.»
Binelli & Ehrsam, heute eine von vier Autohäusern, die zusammen die Binelli Group bilden, gilt als «Mutterhaus» des Unternehmens, welches 1921 von Martin Binelli und Luise Ehrsam gegründet wurde. «Der Spirit hier war entsprechend das Traditionelle, Disziplinierte. Man nannte uns «Spinelli & Sparsam». Oder anders ausgedrückt: Die coolen Secondos waren bei der Titan, wir betreuten eher eine ältere Kundschaft.»
Für die junge Bea Tremp war die wenig moderne Haltung nicht immer einfach. «Ich arbeitete früher in einer Werbeagentur. Wir hatten die ersten Mac-Computer. Bei Binelli & Ehrsam musste ich Steuererklärungen wieder mit der Schreibmaschine ausfüllen und mit Tipp-Ex korrigieren. Danach setzte man auf Schreibmaschinen mit Ratterbildschirm. Und danach auf riesige Computer.»
Beim Erzählen dieser Erinnerungen muss Bea Tremp schmunzeln. Lang ist’s her! Es war auch eine Zeit, in der die Hierarchien klar waren: «Wenn mein Kugelschreiber leer war, musste ich meinen Vorgesetzten fragen, ob ich einen neuen darf. Er testete ihn, ob er wirklich keine Farbe mehr hatte und erst dann gab es einen Ersatz. Und bevor ich den Bleistift wegwerfen durfte, gab man mir ein Alu-Rohr, um diesen zu verlängern, anstatt einen neuen zu kaufen. Es war eine ganz andere Kultur als heute.»
Tremp erlebte einige CEO-Wechsel und die unterschiedlichsten Unternehmenskulturen. Natürlich gab es auch immer mal wieder Zeiten, in denen «ich am liebsten davongelaufen wäre. Aber ich sagte mir dann: Bea, das überstehst du. Und es war dann auch so.»
Es gab aber auch Zeiten, in denen sie speziell stark gefördert wurde. Als MINI dazukam, ermutigte sie Geschäftsführer André Aggeler, eine Verkaufsausbildung zu absolvieren. «Trotz Diplom entschied ich mich dann dagegen, in den Verkauf zu wechseln. Als Verkäuferin hätte ich wieder von vorne angefangen. Und ich hatte mir doch in all den Jahren im Büro etwas aufgebaut, auch das Vertrauen der Mitarbeiter. Sie kamen zu mir, wenn sie etwas hatten, ich war ihre Anlaufstelle. Das wollte ich nicht aufgeben.»
Man kann sich gut vorstellen, dass sie als Vertrauensperson gesehen wird. Sie ist der Typ temperamentvolle, italienische Mama mit riesigem Herz. Bingo. «Witzig, dass du dies siehst. Ich bin Halb-Italienerin, wuchs aber nicht bei meinen leiblichen Eltern auf, sondern wurde von einem Schweizer Paar adoptiert. Lustigerweise hatte ich immer italienische Freunde. Und anscheinend riefen auch häufig die Lehrer zuhause an, ich hätte zu viel Temperament.»
Sie wusste von klein auf von ihrer Herkunft und trotzdem interessierte sie sich nicht weiter dafür, wessen Blut sie in sich trug. Bis kurz vor ihrem 40. Geburtstag. «Da wollte ich es plötzlich wissen. Wer ist meine Mutter, wie ist sie? Lebt sie überhaupt noch?»
Nur sie selbst als adoptiertes Kind hatte die Möglichkeit, ihre Mutter über die Adoptionsagentur ausfindig zu machen. «Meine leibliche Mutter sagte mir später, sie hätte gedacht, dass ich mich irgendwann melden würde. Wir trafen uns in der Central Bar in Zürich, ich war mega nervös und überlegte mir auch, was ich anziehen soll, wie man es bei einem Blinddate macht. Wir sahen uns und hatten es lustig. Und trotzdem blieb sie für mich jemand, der vielleicht ähnliche Gesichtszüge hatte, aber sonst? Sie hatte mich geboren und fertig.»
Es war für Bea Tremp weniger wichtig zu erfahren, warum ihre Mutter sie zur Adoption freigegeben hatte – «Sie war jung, ihr Freund wollte nichts von einem Baby wissen» – sondern vielmehr, was sie für ein Mensch war und ob Ähnlichkeiten bestehen würden. «Mit 39 wurde bei mir Brustkrebs diagnostiziert. Wenn du diese Diagnose erhältst, denkst du, es sei das Todesurteil, was dir ein Arzt abends um 20 Uhr noch kurz mitteilt. Ich wollte wissen: Hat meine Mutter das auch durchgemacht, lebt sie überhaupt noch? Das war der eigentliche Grund.»
Bea Tremps Mutter starb dann tatsächlich sehr früh und kurz nach dem Wiedersehen, mit nur 58 Jahren. «Es war sehr rührend, wie meine Adoptiveltern reagierten. Sie wollten mich sogar an die Beerdigung meiner leiblichen Mutter begleiten. Wir haben ein extrem enges Verhältnis. Und ich bin dankbar, dass ich bei ihnen aufwachsen durfte. Sie sind Eltern, welche immer für mich da waren.»
Und es gab einige Momente in Bea Tremps Leben, in welchem sie die Liebe und Unterstützung ihrer Eltern brauchte. «Mit Anfang 20 hatte ich eine bakterielle Hirnhautentzündung. Man wusste nicht, ob ich danach dieselbe Bea sein oder Schäden davontragen würde. Dann mit 40 kam der Brustkrebs. Da fragt man sich schon, was erwartet mich mit 60…? Manchmal machen mir solche Gedanken ein bisschen Angst.»
Sie hält kurz inne, ist in Gedanken versunken. Um sogleich wieder vor Energie zu sprühen, als sie erzählt, mit welcher Kraft sie die wochenlange Therapie meisterte: «Abgesehen von der Operation selber, für die ich vier Tage gefehlt habe, ging ich immer zur Arbeit. Sieben Wochen Bestrahlung und ich war jeden Tag hier. Die Termine im Krankenhaus hatte ich so gelegt, dass ich jeweils um halb fünf dort war, jeden Abend. Und am Morgen danach sass ich wieder im Büro.»
Geniesst man das Leben anders, wenn man schon zweimal so schwer erkrankt ist? «Ich habe zwar immer gemacht, was ich wollte. Aber mir ist mein Leben wichtiger geworden, ich fühle mich, als hätte ich eine zweite und dritte Chance erhalten. Und ich möchte so lang als möglich leben. Das würde auch zu meinem Geburtstag passen: Ich bin am 8.8.68 geboren. Und die liegende Acht bedeutet ja Unendlichkeit.»
Sie zwinkert mir zu, lacht. Und erzählt gelöst und locker von ihrer Ferienwohnung in Brigels, welche sie gemietet hat und wo es sie häufig mit ihrem Partner auch übers Wochenende hinzieht. Raus aus der Stadt, ab in die Berge. «Ich spüre da eine innere Freiheit, fühle mich geborgen. In den Bergen ist mein zweites Zuhause. Die frische Luft, sogar die Menschen sind anders. Und ich fahre einfach gerne Ski. Sitze an der Sonne, esse fein und trinke ein Glas Wein oder gehe im Schnee laufen. Ich liebe es, wenn es so schön knistert unter den Füssen.»
Diese Aufzählung, man merkt es sofort am Tonfall der Stimme und dem Funkeln in den Augen, könnte noch ewig so weitergehen. Und man ahnt, dass ihre privaten Träume wohl mit den Bergen zu tun haben müssen. «Mein Partner und ich haben uns gesagt: ein Maiensäss, das wär’s. Dann machen wir unseren eigenen Käse. Obwohl: Ich könnte nie ganz in den Bergen leben. Ich brauche auch die Stadt.»
Der Stadt wird sie noch eine Weile erhalten bleiben. Schliesslich möchte sie auch miterleben, wie das modernste Gebäude der Binelli Group an der Badenerstrasse in Zürich Formen annimmt. Bea Tremp ist ein Teil der Binelli-Geschichte: Beim 75-Jahr-Jubiläum trat sie ein, nächstes Jahr wird das 100-jährige gefeiert. Und mittendrin, damals wie heute, Bea Tremp, die Unverkennbare.
Welches Auto der Binelli Group passt am besten zu deinem Charakter?
«Der neue und schnittige M135i xDrive. Er hat Tempo und funktioniert für die Stadt genauso wie für die Berge.»