35 Jahre Binelli Group! Die lange Treue von Remo Marti, Leiter Kundendienst, und Rolf Stähli, Service Administration, liegt am aussergewöhnlichen Teamgeist. Dieser soll weiterleben. Dafür wollen sie persönlich sorgen.
Stähli Es ist nicht immer möglich, alle Wünsche zu erfüllen. Und dies sage ich, obwohl ich mit ganzem Herzen Dienstleister bin. Ich will immer eine passende Lösung finden und helfe, wo ich kann. Dabei verzettle ich mich manchmal auch. Ich wurde sogar mal in einen Kurs geschickt, um Nein sagen zu lernen. Ich bin jemand, dem das einfach schlecht über die Lippen geht. Mein Elternhaus hat mich gelehrt, dass man stets hilfsbereit sein soll. Der Kurs hat entsprechend nur bedingt geholfen (lacht).
Marti Der Job im Kundendienst braucht grosses Feingefühl. Das hast du Rolf als häufig erste Anlaufstelle im Übermass. Du fungierst manchmal fast als eine Art Seelsorger. Ich denke, ich kann mit sehr gutem Gewissen sagen: Wir haben in den letzten 35 Jahren jede Art von Situation schon erlebt. Das gibt uns Gelassenheit. Auch gegenüber Menschen, die sich zum Beispiel im Ton vergreifen.
Stähli Im Vergleich zu früher tritt die Kundschaft häufiger in Kontakt und fordert mehr. Alles muss sofort fertig sein und soll wenig kosten. Unsere tägliche Arbeit gleicht einer Art Spiegel der Gesellschaft: Es herrscht allgemein weniger Toleranz und Kompromissbereitschaft. Vielleicht liegt es auch an der aktuell für viele ziemlich angsteinflössenden Weltlage. Aber ich bin überzeugt, dass wir dies gemeinsam besser überstehen.
Marti Da bin ich derselben Meinung. Ich sehe das sogar an mir persönlich: Ich bin ruhiger geworden in den letzten Jahren. Früher wollte ich immer mit dem Kopf durch die Wand. Heute bin ich nicht mehr so explosiv. Und ich bin kompromissbereit! Ich versuche das Beste aus jeder Situation herauszuholen. Das bringt letztendlich viel mehr. Auch mehr Erfolg. Das Team beschwert sich erstaunlich wenig, trotz den häufig anspruchsvollen Arbeitsbedingungen. Dafür braucht es die alte Garde, zu der auch du und meine Wenigkeit gehören, die es vorlebt.
Stähli Ich sehe, wie es vor allem auch für unsere jüngeren Mitarbeitenden schwierig ist, mit den vielen Nachrichten klarzukommen, die täglich auf uns einprasseln. All die gesellschaftlichen Konflikte und Krisenherde, es scheint nicht aufzuhören. Da ist es enorm wichtig, sich gegenseitig zuzuhören, wenn Sorgen da sind. Denn die kann man nicht einfach abschalten.
Marti Man spürt die Ängste und Sorgen in Form von negativer Energie, wenn man lange mit jemandem zusammenarbeitet. Ich frage häufig: «Wo drückt der Schuh?» Dann bin ich nicht mehr der Chef, sondern primär Mitmensch. Dabei ist es wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen. Man kann nicht immer helfen, aber wenigstens zuhören.
Stähli Meine Frau arbeitet im Gesundheitswesen. Dort hat sie die letzten zwei Jahre Belastendes erlebt. Sie musste sich mit sehr viel Emotionalem auseinandersetzen, auch mit dem Tod. Es ist hart, aber gehört zum Leben. Für uns ist es wichtig, dass wir uns nach Feierabend austauschen können über das, was uns bei der Arbeit beschäftigt hat. Es muss nicht stundenlang sein. Doch es hilft, Schweres gemeinsam zu tragen.
Marti Bei uns ist dies sehr ähnlich. Wenn mich etwas beschäftigt, spürt das meine Partnerin häufig sowieso. Manchmal sprechen wir darüber, aber wir diskutieren nicht die ganze Nacht. Ein kurzer Austausch hilft schon. Da wir beide bei Binelli Group arbeiten, ist es uns durchaus wichtig, dass wir Berufliches und Privates trennen.
Stähli Da bin ich bei dir. Jeder braucht ein Privatleben, das nichts mit dem Beruf zu tun hat. Dies sage ich, obwohl ich so gerne Teil dieses Teams bin. Ich habe Binelli Group sogar gefragt, ob ich trotz meines Pensionsalters weiterarbeiten dürfe. Meinen 65. Geburtstag habe ich trotzdem nicht auf der Arbeit gefeiert, dafür im engen Kreis mit unseren zwei erwachsenen Kindern. 2022 war für die Familie ohnehin ein spezielles Jahr: Unsere Tochter hat am 3. September geheiratet, am selben Tag wie wir. Einfach 34 Jahre später.
Marti Am 3. September? Dann hat meine Tochter Geburtstag, was für ein Zufall!
Stähli Sie hat sogar in derselben Kirche geheiratet.
Marti Und im selben Kleid wie deine Frau?
Stähli (lacht) Nein, sie wollte ein eigenes. Sie ist auch etwas grösser als ihre Mutter.
Marti Ich hatte auch was zum Feiern, nämlich meinen 60. Geburtstag. Mein Sohn und meine Tochter haben mich mit zwei gemeinsamen Tagen in Valencia überrascht. Das war toll. Dann durfte ich mit meiner Partnerin noch vier Tage nach Lissabon reisen. Das war auch ein Geschenk. Wir möchten nach unserer Pensionierung viel reisen. Wir haben, anders als du, kein Wohneigentum. Wir sind lieber unterwegs und können uns vorstellen, für ein paar Monate im Ausland zu leben.
Stähli Hey, wir haben einen Unterschied gefunden! Ich wohne immer noch in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Da gefällt es mir, da fühl ich mich wohl. Ich bin definitiv nicht der Typ, der im Ausland wohnen möchte. Ich kehre immer gerne nach Hause zurück, in die schöne Schweiz.
Marti Wir sind USA-Fans und reisen regelmässig dahin. Letztes Jahr kam zum ersten Mal meine 83-jährige Mutter mit. Zwei Jahre zuvor ist mein Vater gestorben. Wir flogen nach Florida. Solange wir gesund und fit sind, möchten wir noch möglichst viel erleben. Deshalb denken wir eher nicht daran, nach unserer Pensionierung länger zu arbeiten. Es sind noch fünf Jahre. In dieser Zeit möchte ich mich auf den Umzug in den Binelli Group Neubau «MOVE 2023» fokussieren.
Remo Marti Dreieinhalb Jahrzehnte … Ich fühle mich grad ein bisschen wie ein «alter Chlaus» (lacht).
Rolf Stähli Lass uns gemeinsam in die Zeitmaschine steigen, das wird sicher spannend. Ursprünglich habe ich eine Lehre als Automechaniker gemacht und arbeitete ein paar Jahre auf dem Beruf. Da mich der direkte Austausch mit der Kundschaft vermehrt zu reizen begann, absolvierte ich berufsbegleitend die Handelsschule. Meine Frau fand für mich eine Stelle im Garantiewesen bei der damaligen Titan AG. Ich wurde direkt ins kalte Wasser geworfen. Aber ich lernte schnell schwimmen (lacht).
Marti …und «Flügeli» gab's auch in Form von Hilfe durch das Team. Wir hätten nie jemanden hängen lassen. Die grosse Hilfsbereitschaft hat uns schon immer ausgezeichnet. Ich habe einen ganz ähnlichen Werdegang: Auch ich war Automechaniker und wollte mich mit Mitte 20 weiterentwickeln. Ich fragte mich: Soll ich den Meister machen oder mich kaufmännisch ausrichten? Den Diagnostiker gab es damals noch nicht. Weil mein ehemaliger Betrieb aufgelöst wurde, suchte ich nach einer neuen Stelle und landete 1987 bei Binelli Group als Gruppenchef in einer Doppelbesetzung.
Stähli Auch wenn wir charakterlich unterschiedlich sind, waren wir schnell ein eingespieltes Team. Dieser Zusammenhalt ist bis heute zu spüren. Wir sind füreinander da, wenn es drauf ankommt. Das braucht es, sonst kannst du nicht existieren. Gerade in so einer grossen Firma ist das wichtig.
Marti Wir verbringen oft mehr Stunden pro Tag an der Arbeit als in wachem Zustand zu Hause. Bei der ehemaligen Titan AG hatten wir darüber hinaus den Fussballclub und das Trinkgeldessen. So verbrachten wir auch noch einen Teil der Freizeit zusammen, unternahmen gemeinsam Reisen oder halfen uns gegenseitig beim «Zügle». Dieses freundschaftliche Miteinander im Privaten übertrug sich auf die Firma. Ich bin überzeugt, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen dem persönlichen Wohlbefinden und dem wirtschaftlichen Erfolg. Einige der alten Garde arbeiten seit Jahrzehnten bei Binelli Group. Es braucht natürlich auch etwas Glück, dass die richtigen Menschen zusammenkommen, wie es bei uns der Fall ist.
Stähli Konkurrenzkämpfe kennen und brauchen wir nicht. Wir haben keine Lust und keine Zeit für Machtspielchen. Stattdessen unterstützen wir uns gegenseitig, denn manchmal ist es sehr hektisch. Unsere Kundschaft wächst kontinuierlich, dementsprechend haben wir mehr Arbeit. Das sind ganz neue Dimensionen im Vergleich zu früher.
Marti Zu unserer Anfangszeit hatte eine beratende Person fünf Fahrzeuge zu betreuen. Ein Mechaniker arbeitete vielleicht an zwei davon. Heute sind es an einem Tag zehn bis zwölf Autos. Es gibt auch Spitzenzeiten, in denen unser Kundendienst pro Person täglich 14 bis 16 Autos durchschleust. Stell dir vor, wir würden uns noch gegenseitig das Leben schwer machen.
Stähli «MOVE 2023» wird das modernste Autohaus der Schweiz. Es soll auch das mit den sympathischsten Mitarbeitenden sein (lacht). Es ist für alle Neuland. Und etwas Neues ist ja immer spannend. Wir freuen uns darauf! Ob ich dann noch mit dabei bin, wird sich zeigen. Wir haben auf jeden Fall schon mal einen Kennenlern-Event unserer beiden Filialen Zürich und Zürich-City, die zusammengeführt werden, veranstaltet, und sind sehr positiv eingestellt.
Marti Mein Ziel ist es, dass wir unseren ganz speziellen Spirit am neuen Ort weiterleben. Früher gab es aufgrund der räumlichen Distanz unter den einzelnen Teams manchmal Reibereien. Aber seit wir alle unter einem Dach sind, ist viel emotionale Nähe zu spüren. Dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen, ist auch wirtschaftlich zu sehen.
Stähli Was ich sicher vermissen werde, wenn ich aufhöre bei Binelli Group: die besonderen Momente mit dem Team und mit der Kundschaft. Wir werden häufig beschenkt. Mit einer Schachtel Pralinés oder Gipfeli zum Dank für unseren täglichen Einsatz. Das ist einfach schön.
Marti Ja, man spürt dann gut, für wen man jeden Tag versucht das Beste zu geben. Das sind Momente, die man nicht für selbstverständlich halten sollte. In die Firma kommen zum Beispiel immer der Osterhase und der Samichlaus, zwischendurch gibt's Glace für alle oder einen Grillabend. Das sind kleine Gesten mit grosser Wirkung, die Energie spenden. Wir lieben unseren Job. Das merkt auch unsere Kundschaft.
Stähli Das hast du aber schön gesagt. Genau so ist es.