Art Cars: Wenn die Stars der Kunstszene Generationen von BMWs als Leinwand nutzen.
Seit fast 50 Jahren lädt BMW renommierte Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt ein, Fahrzeuge als Leinwand zu nutzen. So ist eine beeindruckende Sammlung von mittlerweile 20 sogenannten Art Cars entstanden. Jüngster Zugang ist ein von Julie Mehretu künstlerisch getunter Rennwagen-Prototyp.
Im Frühjahr präsentierte BMW mit viel Pomp das 20. Modell seiner Art Cars Collection im Pariser Centre Pompidou der Weltpresse. Bei der mit einem 640 PS starken Motor ausgestatteten «Leinwand auf vier Rädern» handelt es sich im Kern um den Langstrecken-Prototypen BMW M Hybrid V8, der Mitte Juni beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start ging.
Für die Gestaltung des 20. BMW Art Cars überführte die äthiopisch-amerikanische Künstlerin Julie Mehretu ein zweidimensionales Bildmotiv in eine dreidimensionale Darstellung. Als Grundlage wählte die Künstlerin die Adaption eines ihrer bekanntesten Werke, «Everywhen», das derzeit in der Ausstellung «Ensemble» in der Sammlung Pinault im Palazzo Grassi in Venedig zu sehen ist und danach in die ständige Sammlung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York übergehen wird. Das Gemälde - und das Auto - sind mit flächigen, verwaschenen Farben überzogen, die von breiten schwarzen Streifen und Linien durchwirkt werden. «Ich sah das Modell des BMW M Hybrid V8 vor dem fertigen Gemälde in meinem Atelier und stellte mir vor, was passieren würde, wenn sich das Fahrzeug durch das Bild bewegen und mit ihm verschmelzen könnte», beschreibt die Künstlerin den kreativen Entstehungsprozess. «Jetzt ist das BMW Art Car ein Remix meines Gemäldes, und es sieht so aus, als hätte seine Kühlergrill-Niere das Gemälde eingeatmet».
Mit ihrem Art Car Nummer 20 reiht sich Julie Mehretu in eine renommierte VIP-Liste ein, die sich wie das Who-is-Who der zeitgenössischen Kunst der letzten 50 Jahre liest. Dort finden sich so klangvolle Namen wie Frank Stella, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Esther Mahlangu, David Hockney, Jenny Holzer, Olafur Eliasson oder auch Jeff Koons. Die Künstlerinnen und Künstler werden jeweils von einer hochkarätig besetzten Jury aus der internationalen Kunstszene ausgewählt, ein bestimmtes BMW Modell als Leinwand zu nutzen und in ihrem Stil in ein BMW Art Car zu verwandeln.
Die Geburtsstunde der Art Car Collection geht auf das Jahr 1975 zurück. Damals hatte der französische Rennfahrer und Kunstliebhaber Hervé Poulain die originelle Idee, seinen Rennwagen in Le Mans von einem Künstler bemalen zu lassen. Der damalige BMW Motorsportchef Jochen Neerpasch war schnell begeistert und bat seinen Künstlerfreund Alexander Calder kurzerhand, ein Auto zu bemalen. Das Ergebnis war ein BMW 3.0 CSL, der 1975 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnahm und dort sofort zum Publikumsliebling avancierte.
Aus der Idee wurde ein Konzept. In unregelmässigen Abständen folgten weitere Kultobjekte auf vier Rädern, gestaltet von namhaften Grössen der Kunstwelt. Aber es blieb nicht bei Rennboliden. Bald folgten auch Serienmodelle oder seltene Sportwagen, die mit den unterschiedlichsten grafischen und künstlerischen Techniken in Kunstwerke verwandelt wurden. Grenzen und Vorgaben gab und gibt es weiterhin für die Kunstschaffenden nicht.
Mit diesem Auto fing alles an. Der Rennfahrer Hervé Poulain begeisterte BMW von seiner Idee eines Kunstautos und der US-amerikanische Bildhauer setzte sie stilgerecht um. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans kam Poulain mit seinem bunten Carter-Mobil zwar nicht ins Ziel, aber die Resonanz war überwältigend. Der Startschuss für die BMW Art Cars war gefallen.
Während die meisten Künstler-Kolleg:innen mit massstabgetreuen Modellen arbeiteten und die eigentliche Umsetzung am Auto einem Spezialisten-Team überliessen, legte Andy Warhol beim BMW M1 selbst Hand an. Nicht weniger als sechs Kilogramm Farbe trug er in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf. Trotz der zusätzlichen Kilo erreichte der Rennwagen bei seinem einzigen Renneinsatz in Le Mans 1979 einen beachtlichen sechsten Platz. Andy Warhols BMW M1 gilt als das wertvollste Automobil der Geschichte.
Mit Michael Jagamara ging 1989 ein Künstler aus Australien an den Start. Er verwandelte einen schwarzen BMW M3 in der Rennversion Gruppe A in sieben Tagen aufwendiger Arbeit in ein Kunstwerk, das die Kultur und Landschaftserfahrung der australischen Ureinwohner, der Aborigines, widerspiegelt.
Der US-Amerikaner Jeff Koons ist wohl einer der bekanntesten Künstler unserer Zeit. Vor allem seine Ballonfiguren sind legendär. Der von ihm gestaltete BMW M3 GT2 fällt nicht nur durch seine knalligen Farben auf. Durch das dynamische Design des Amerikaners wirkt das Auto selbst im Stand wie zum Sprung bereit.