Eine kleine Zeitreise zu ausgewählten BMW Werbeplakaten aus den Jahren 1918, 1927, 1950 und 1960.
Werbung ist im Zuge des Wirtschaftsbooms der Nachkriegszeit zu einem allgegenwärtigen Bestandteil unserer modernen Konsumkultur geworden. Vor allem Plakate spielten zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine wegweisende Rolle – auch und gerade bei BMW.
Das Haus der Marke im BMW Museum in München zeigt auf einer überdimensionalen Plakatwand vier Jahrzehnte Plakatkunst im Dienste der Bayerischen Motoren Werke. Die von namhaften Plakatkünstlern geschaffenen Werke zeigen die ersten Jahrzehnte des unaufhaltsamen Aufstiegs der deutschen Motorrad- und Automobilmarke zum heutigen Weltkonzern. Schon früh spielten dabei Siege im Rennsport eine prägende Rolle: Sie betonten den sportlichen Charakter der Marke und ebneten den Weg für den späteren Kult-Werbeslogan «Freude am Fahren», der die emotionale Verbindung zum Fahrerlebnis bis heute prägnant zum Ausdruck bringt. Die Ära des künstlerisch gestalteten Plakats endete Ende der 1950er Jahre, als die Fotografie die Plakatwände und Litfasssäulen der Welt eroberte.
«HOCHWERTIGER ALUMINIUMGUSS – PROMPT LIEFERBAR.»
Max Schammler
Nach dem Ersten Weltkrieg durften die neu gegründeten Bayerischen Motoren Werke keine Flugzeugmotoren mehr bauen. In dieser schwierigen Anfangszeit wurde daher der Slogan «Hochwertiger Aluminiumguss - prompt lieferbar» in den Vordergrund der Werbung gestellt, um die Giesserei überregional bekannt zu machen. Zu diesem Zweck wurde der bekannte Grafiker Max Schammler in Innsbruck beauftragt, ein ikonisches «Feuer und Erz»-Plakat zu entwerfen. Die gute Auslastung der Leichtmetallgiesserei durch Fremdaufträge trug in den krisengeschüttelten 20er Jahren wesentlich zum Überleben der Bayerischen Motoren Werke bei.
«BMW. DIE ELEGANTESTE UND ZUVERLÄSSIGSTE DEUTSCHE BEIWAGEN-MASCHINE.»
Werner Chomton
«Die eleganteste und zuverlässigste deutsche Beiwagen-Maschine» ist eine BMW R 42, das Nachfolgemodell des ersten BMW Motorrads R 32. In den 1920er Jahren waren Motorräder mit Seitenwagen - auch Gespanne genannt - als preiswertes Fortbewegungsmittel weit verbreitet. Interessanterweise setzte BMW damals in der Werbung noch nicht auf Sportlichkeit, sondern auf Eleganz und Zuverlässigkeit. Der Grafiker und Bauhaus-Schüler Werner Chomton stellte eine elegante Dame mit schwarzem Mantel und rotem Hut in den Mittelpunkt seines Plakats, die allerdings nur von hinten zu sehen war. Dadurch wird sie als weit mehr als nur ein schmückendes Beiwerk wahrgenommen, wie es in späteren Jahren üblich wurde. Die Dame selbst ist es nämlich, die dem Motorradgespann erst seine Eleganz verleiht.
«…UND WIEDER SIEGTE BMW»
Hans Noeth
1949 kehrte die Marke BMW in den Motorradrennsport zurück. Jedoch nicht mit dem neuen Modell R24, das mit seinem nicht gerade leistungsstarken Einzylindermotor nicht für Rennen geeignet war. Stattdessen knüpfte BMW mit Vorkriegsmaschinen an die bewährte Strategie «Bekanntheit durch Rennerfolge» an. Die Zahl der Siege und Rekorde ist bald so gross, dass nicht mehr für jeden einzelnen Erfolg ein eigenes Plakat gestaltet werden konnte. Stattdessen entstanden allgemeine Vorlagen mit Zielflaggen, Lorbeerkränzen oder Stoppuhren, die jeweils mit den aktuellen Erfolgen ergänzt werden konnten. Das Plakat von Hans Noeth ist ein typisches Beispiel für eine solche Vorlage.
«BMW 700. DEUTSCHER BERGMEISTER 1960»
Julius Weitmann
Dieses Blatt markierte den Schlusspunkt der klassischen Plakatkunst bei BMW und war zugleich das letzte Plakat vor der Einführung der Neuen Klasse, die BMW zum führenden Premiumhersteller sportlicher Kompaktwagen adelte. In dieser Zeit drängte die Fotografie unaufhaltsam auf die Bühne der Werbung. So ist auch dieses Plakat bereits eine Kombination. Die Schwarz-Weiss-Fotografie von Julius Weitmann fängt den Augenblick, in dem Hans Stuck mit seinem BMW 700 um die Kurve jagt, gestochen scharf ein. Der farbig gestaltete Hintergrund greift plakativ die Ziffer 7 der Modellbezeichnung auf. Danach übernahm eine neue Werbeagentur bei BMW die Einführung der Neuen Klasse. Sie kombinierte konsequent Fotografie mit einem einprägsamen Spruch und dem Slogan «Aus Freude am Fahren». Damit ging eine erfolgreiche Ära von über vier Jahrzehnten Plakatkunst zu Ende.