CEO David Rygula im Gespräch über kontinuierliche Veränderung, Fussballtaktik und Autokaufen 4.0.
Ein letzter Blick auf die eingegangenen E-Mails, dann schaltet David Rygula sein Handy auf lautlos. «Wollen wir starten?», fragt er in einer Mischung aus Neugier und Elan, ehe unser Spaziergang durch die Zürcher Altstadt beginnt. Begleitet von kurzen Anweisungen des Fotografen entwickelt sich ein angeregtes Gespräch über kontinuierliche Veränderung, Fussballtaktik und Autokaufen 4.0.
Nur ein halbes Jahr nach seinem Start als Group Leiter Verkauf und Mitglied der Unternehmensleitung bei Binelli Group wurde David Rygula Ende April 2023 als neuer CEO vorgestellt. «Ich dachte zu Beginn eigentlich, in den nächsten Jahren steht bei mir die Weiterentwicklung unseres Sales-Teams im Mittelpunkt», erinnert er sich. Stattdessen hat ihn der Verwaltungsrat von Binelli Group angefragt, die Nachfolge an der Unternehmensspitze anzutreten. «Ich habe um kurze Bedenkzeit gebeten. Aber mir war direkt klar: Ich mache das.»
«Ich war schon immer ein Teamplayer.»
Sich plötzlich im Zentrum eines komplexen Teams zu bewähren, das hat David Rygula gelernt, seit er als Vierzehnjähriger ins Fussballinternat des SV Werder Bremen aufgenommen wurde. «Auf einmal stehst du mit 15 anderen auf dem Platz, die alle dort, wo sie herkommen, auch die Besten waren. Da lernt man nicht nur, Herausforderungen anzunehmen und sich selbst immer wieder zu fordern. Sondern auch, mit plötzlich wechselnden Situationen genauso umzugehen wie mit Kritik. Und das Wichtigste: Ziele lassen sich nur gemeinsam erreichen.» Eine Einstellung, die ihn auch nach dem verletzungsbedingten Ende seiner Profikarriere mit Mitte zwanzig weiter begleitet hat.
In mehr als fünfzehn Jahren sammelte er umfassende Retail-Erfahrung. Er war Global Buying and Operations Director bei Victorinox und absolvierte nebenbei ein Executive MBA-Studium. Danach wartete die nächste Herausforderung als CEO eines grossen Schweizer Autoimporteurs auf ihn. «Dort war ich in sämtliche Prozesse involviert, von morgens Viertel vor sieben bis spät abends. Ein unternehmerischer Crashkurs über die Autobranche und für mich so effektiv wie zehn Jahre Studium.»
Sein erster Tag bei Binelli Group startet mit einer Rundfahrt durch sämtliche Filialen des Unternehmens. «Das hat Marco toll gemacht», lobt er seinen Vorgänger. «Er stellte mich allen Mitarbeitenden vor und ich spürte sofort, wie herzlich sie mich willkommen hiessen. Das machte es mir einfach, Fragen zu stellen.» Seine Neugier – das merkt man David Rygula schnell an – hat nichts mit professioneller Freundlichkeit zu tun. Eher mit der Demut eines überzeugten Teamplayers, der weiss, welches enorme Potenzial für ein Unternehmen im Wissen und in der Erfahrung der Mitarbeitenden steckt.
«Der Input aus dem Team ist für mich Gold wert.»
«Ich verstehe die Prozesse, auf die es ankommt, und um mich herum arbeiten lauter Menschen, mit denen ich mich über Details austauschen kann. Ich bin kein Mechaniker – also frage ich einen, um zu erfahren, wie man ein Auto repariert. Mir ist es wichtig, mit Mitarbeitenden auf allen Ebenen zu sprechen, um zu erfahren, wie sich alltägliche Abläufe verbessern lassen. Denn ich will stets den Puls des Unternehmens spüren.» Darum wurde unter anderem in den monatlichen Sitzungen des Verwaltungsrates ein neuer Dialog eingeführt: Jeden Monat steuern Mitarbeitende ihren Beitrag zur Vision der Zukunft von Binelli Group bei. «Sie stellen aus ihrem Bereich ein Detail des Ist-Zustandes vor, sagen uns, was sie sich für ihre Arbeit wünschen, was gut läuft und was nicht. Das alles ist nicht abgesprochen und völlig unzensiert – alles andere wäre sinnlos. Und ich kann sagen: Dieser Input aus dem Team ist für uns Gold wert.»
So entsteht eine Dynamik, die das Unternehmen wirklich voranbringt: «Ob auf dem Fussballplatz oder im Berufsleben: Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn die Alphatierchen ein wenig aus dem Spiel genommen werden, zwingt das die anderen aus dem Team automatisch, lauter zu werden, sichtbarer. Sie übernehmen Verantwortung. Das sind häufig die, die eigentlich schon immer die Arbeit gemacht haben. Die bringen dann auf einmal ihre Stärken auf ihre Art und Weise ins Spiel – wichtig für die Zukunft von Binelli Group und extrem spannend zu beobachten.» Menschen führen, coachen, weiterbringen – das scheint ein Thema zu sein, das David Rygula begleitet.
«Wir denken die Marke Binelli Group neu.»
Beim Thema Zukunft schaltet David Rygula ganz selbstbewusst nochmals einen Gang hoch: «Wir haben nicht nur eine fantastische Infrastruktur mit dem modernsten Autohaus der Schweiz, sondern auch ein sehr starkes Verkaufsteam. Mit dem neuen Direktvertriebsmodell von BMW (ab 2026) und MINI (ab 2025) haben wir Zugriff auf alle verfügbaren Neuwagen in der ganzen Schweiz, wodurch unsere Kundschaft von kürzeren Lieferzeiten profitiert. Das ist die optimale Ausgangslage für uns, die Marke und das Erlebnis Binelli Group für unsere Kundschaft neu zu denken. Basis dafür sind die Attribute, für die wir seit mehr als hundert Jahren stehen und die wir jetzt nochmal ganz anders sichtbar machen.»
Eine wichtige Rolle für diese neue Wahrnehmung kommt den für die Kundenbetreuung zuständigen Mitarbeitenden an den Standorten zu. Rygula betont, wie wichtig es ihm ist, dass Gespräche über Abläufe und Veränderungen offen geführt werden und alle im Team sich wohl fühlen.
Das Erlebnis Autokaufen 4.0
Mit dem Wechsel zum Direktvertriebsmodell wird ein noch stärkerer Fokus auf das Premium-Erlebnis der Kundschaft gelegt. «Durch die Preistransparenz sind wir vergleichbar mit allen anderen BMW und MINI Händlern in der Schweiz. Wir haben alle die gleichen Preise, die gleichen Modelle, die gleichen Parameter. Darum stellen wir unsere Vorteile wie Nähe und Beratungsstärke noch stärker in den Mittelpunkt des Kundenerlebnisses. Wir konzentrieren uns ganz einfach auf Qualität. Die Quantität kommt dann ganz von selbst.»
Beim individuellen Konfigurieren des Wunschmodells muss die riesige Zahl an Möglichkeiten nicht mehr mühsam im Kopf durchgespielt werden. Das übernimmt jetzt modernste Digitaltechnologie, ergänzt durch die haptische Erfahrung von Materialien wie Bezugsstoffen und die optische Wirkung der Lackierungen anhand von Farbmustern. «In den eigens konzipierten Lounges gibt es grosse Screens mit einer intuitiv bedienbaren Software. Diese erlaubt es, das konfigurierte Fahrzeug dreidimensional erlebbar zu machen. So fühlt sich Autokaufen 4.0 an.»
Faszination für Technologie
Auch wenn sein erstes Auto – ein roter VW Polo zum 18. Geburtstag – es nicht unbedingt andeutet: David Rygula liebt die Hochwertigkeit und die Dynamik schneller Autos. Dazu kommt ein Faible für analoge und digitale Spitzentechnologie. Kein Wunder, schwärmt er von der Premium-Qualität der Modellpaletten von BMW und MINI und den vor ihm und seinem Team liegenden neuen Wegen: «Ich freue mich ganz einfach über unser sehr, sehr grosses Potenzial – erstklassige Marken und enorm talentierte, erfahrene Mitarbeitende.»
Eine letzte Frage, bevor David Rygula wieder ins Büro zurückfährt: Gibt es ein ganz privates Highlight aus seinen ersten Monaten an der Spitze von Binelli Group? «Da muss ich nicht lange nachdenken: Diesen Sommer hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, die BMW M Modelle auf einer Rennstrecke zu erleben. Das war Adrenalin pur!»